Trotz Müller-Strafe: Darum sind wilde Prügeleien beim Eishockey okay

  • Ich habe hier mal einen Artikel bzw. Kommentar eingefügt. Könnt euch ja auch mal Gedanken darüber machen, ob das alles so ok ist oder nicht ....

    Massenschlägerei beim Spiel der Düsseldorfer gegen Augsburg, wilde Prügelei zwischen Haie-Kapitän Moritz Müller und Ingolstadts Joachim Ramoser. In den Eishockey-Playoffs fliegen munter die Fäuste und die Fans rasten auf den Rängen vor Begeisterung aus. Im Eishockey gehört Gewalt und Aggression dazu, es wird sogar teilweise verherrlicht. Eigentlich verrückt in Zeiten von Gender-Debatten, Bio-Wahn im Kindergarten, veganer Lebenseinstellungen, der Rettung von Bechsteinfledermäusen oder der Ächtung von Pelzkragenjacken.

    In Deutschland muss mittlerweile jeder Bürger ganz genau darauf achten, was er tut, was er sagt, was er isst und wie er sich politisch korrekt verhält – sonst hagelt es gleich den nächsten Shitstorm.

    Und beim Eishockey? Da gibt es nach wie vor die Insel der rohen Gewalt: Handschuhe aus zum gepflegten Faustkampf!

    Doch warum ist das so? Warum zählen Prügeleien zum Eishockey wie die Schwalben zum Fußball? Warum ist es durchaus okay, dass sich die harten Jungs mal ordentlich auf die Schnauze hauen?

    Im Eishockeysport zählt der Faustkampf oder auch die Massenschlägerei quasi zur DNA. Im frühen 19. Jahrhundert wurde sich auf den zugefrorenen Seen in Kanada gekloppt – vor allem, weil es damals nur spärliche Regeln für das Spiel gab. Und wo es keine Regel gab, regelten es eben die Fäuste.

    Und so entwickelte sich die Prügelei bis heute zu einem festen Bestandteil des Eishockeysports.

    Das ist übrigens kein exklusives Männerding – auch im Frauen-Eishockey oder bei den Junioren und sogar den Bambiniklassen gibt es regelmäßig Schlägereien während der Eishockeyspiele.

    Der Faustkampf im Eishockey wird eingesetzt, um den eigenen Torhüter besonders zu schützen, andere Spieler, die hinterhältig Foul spielen, in die Grenzen zu weisen und auch als taktisches Mittel.

    Wie der Kölner Moritz Müller auch im Anschluss an seine Attacke erklärte. Liegt eine Mannschaft zurück oder lassen zu viele Kollegen den Kopf hängen, dann kommt der Klopper der Truppe und setzt ein Zeichen.

    Motto: Gegner umhauen, Mitspieler wachrütteln – die doppelte Ohrfeige also.

    Der Ablauf des Kampfes ist mit Hilfe eines Ehrenkodex unter den Spielern klar reglementiert. Wenn einer auf dem Boden liegt, ist die Show vorbei.

    Auch die Strafen sind klar festgelegt: Wer sich prügelt, erhält eine zehnminütige Disziplinarstrafe. Wer eine zweite Disziplinarstrafe erhält, bekommt eine Spieldauer-Disziplinarstrafe und darf nicht mehr mitspielen. Bei ganz groben Vergehen wird vor dem Disziplinarausschuss über längere Strafen verhandelt. Wie jetzt bei Moritz Müller, denn sein Gegner Ramoser war offenbar gar nicht kampfwillig. Jetzt muss Müller mit den Konsequenzen leben, er wurde für ein Spiel gesperrt.

    Für Profis. Trainer, Betreuer und die meisten Eishockey-Fans und -Kenner ist völlig in Ordnung, dass sich auf dem Eis ab und zu geprügelt wird.

    Zudem ist ihr Sport im Umfeld frei von jeder Gewalt. Ein großes Polizeiaufgebot ist nicht mal bei einem Lokalderby zwischen Köln und Düsseldorf nötig, Hochrisikospiele wie im Fußball gibt es nicht, weil die Fans respektvoll miteinander umgehen.

    Trotzdem gibt es Kritiker, die auch auf dem Eis den Faustkampf härter bestraft sehen wollen oder sogar ganz verbieten wollen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, wann die ersten Petitionen gestartet werden – in den Arenen muss ja neben dem Wurstangebot auch längst eine vegane Speisekarte für den kleinen Jasper-Lennox und Töchterchen Zoe-Delia her! Und überhaupt, wie erkläre ich meinem Kind die Prügelei auf dem Eis?

    Für die Eishockeyprofis heißt es also: übertreibt es nicht! Solange Schiedsrichter gut aufpassen, und kein Spieler sein Augenlicht verliert oder sonstige schwere Schäden davon trägt, sind Schlägereien okay und oft auch das Salz in der Suppe, was die Zuschauer in die Arenen lockt.

    Dennoch ist die aktuell ausgesprochene Strafe der DEL-Kommission um Tino Boss gegen Moritz Müller richtig - weil klare Grenzen gezogen werden und mögliche Diskussionen um ein generelles Prügel-Verbot im Keim erstickt werden. Müller wurde für sein Vergehen bestraft. Punkt. Und ob er es beim nächsten Mal genauso machen würde, ist zumindest fraglich.

    Eishockey ist ein bodenständiger, ehrlicher und auch harter Sport. Passt darauf auf, dass es so bleibt!


    Quelle: Uwe Bödeker